
Heute ist Tag des Kindes. Zeit, eine hübsche Sammlung vorzustellen, die von der renommierten Princeton Universität erst kürzlich online gestellt wurde: 159 russische Kinderbücher aus der frühen Sowjet-Ära. Zum Blättern. Tolles Design, aber auch krasseste Propaganda, in Kindergehirne gepflanzt. Was sicher nur aus unserer Westwarte so befremdlich wirkt – für die auf der anderen Seite war das, was uns wie purer Zynismus vorkommt, völlig normal.
Wie das zum Beispiel:

Auf Seite 8 von Treffen mit Towarisch‘ Stalin schreibt der Autor Georgij Bajdukow:
…hier wurde mir etwas bewusst, Stalin – als großartiger, genialer Mensch – schätzt das Leben aller Menschen, die hart arbeiten.
Und züchtet Zitronenbäumchen. Ist klar.
Der Verfasser war seines Zeichens General-Major der Luftflotte und 1945 in Berlin dabei. In seiner Freizeit schrieb er erbauliche Prosa wie diese.
Aber es gibt in dieser Sammlung auch einfach nur Kinderbücher ohne politischen Auftrag, wenn auch wenige. Teilweise von so bekannten Autoren wie Daniil Charms (von ihm leider nur eins) oder Wladimir Majakowskij (gleich mehrere, auch hochpolitisierte darunter).
Die Gestaltung ist ganz schön avantgarde:

Das Folgende stammt auch aus der Feder Wladimir Majakowskijs, das allseits beliebte: Was ist hier gut und was ist hier schlecht:

(Ist der Sohn schwarz wie die Nacht, Schmutz liegt auf dem Schnäuzelchen, klar wie Suppe, das ist schlecht für des Sohnes Häutelchen.)

(hierfür fällt mir keine gereimte Übersetzung ein, aber das Bild spricht für sich. Odol halt)
Die ganze Sammlung in der digitalen Bücherei befindet sich hier: http://pudl.princeton.edu/collection.php?c=pudl0127
