Es gibt manchmal seltsame Zeitpunkte für eine Ernte. So wie dieses Jahr. Das eigentlich ein Unjahr ist und von manchen am liebsten gestrichen werden würde.
Außerdem ist der November ein später Monat, kalt, ungemütlich, nicht gerade bekannt dafür, dass er viele Früchte bereithält. Und es ist sogar fast Dezember. Dennoch habe ich genau das anzukündigen: eine Frucht.
Naja, im Grunde genommen hinkt der Vergleich, Scherben fallen ja nicht von Bäumen, sie werden in jahrelanger Sammelarbeit zusammengetragen.
Wie auch immer.
Im Herforder ostbooks Verlag und mit freundlicher Unterstützung des BKDR (wers nicht kennt: Bayrisches Kulturzentrum der Deutschen aus Russland) in Nürnberg ist dieser Tage ein Buch erschienen.
Nicht ein Buch, mein Buch.
Voilà:
Eine Essenz aus den Geschichten und der Geschichte der Siedler, die vor langer Zeit nach Osten gezogen sind und derer, die nach ihnen kamen. Ein wenig Parallelwelt, ein wenig Erinnerungskultur, ein wenig Absurdes Theater. Weinen und Lachen nebeneinander.
Bei einer Online-Lesung wurde ich gefragt, ob im Buch alles Texte aus dem Blog sind. Meine Antwort ist:
Einige ja, wie „Die Scherbensammlerin“ oder „Unser Lädchen“. Aber es sind auch viele unveröffentlichte Texte der letzten Jahre eingeflossen und kleine Einsprengsel. Prosaische Miniaturen, irgendwie scherbenhaft und dennoch ein größeres Bild andeutend.
Anders als viele Beiträge hier im Blog sind es keine Essays, nichts, das wie ein Blogbeitrag etwas aus dem Moment aufgreift und deutet. Es sind Prosatexte, literarische Verdichtungen von Dingen, die ich gelesen, erlebt oder erzählt bekommen habe. Ohne starr autobiografisch zu sein. Obwohl nah daran orientiert, was mir bekannt ist.
Und die Texte, die doch aus diesem Blog stammen, sind oft stark verändert, redigiert, lektoriert und bearbeitet worden. So wie wir Menschen, die von einem Land in ein anderes auswandern. Auch wir werden redigiert und lektoriert. Irgendwie.
Ich hatte das Glück, Menschen an meiner Seite zu haben, die mich bei diesem Abenteuer begleitet haben. Denen ich es zu verdanken habe, dass aus einer Idee auf einmal ein gedrucktes Buch entstanden ist. Nicht zuletzt meiner Familie, meiner writers‘ room Kollegin Susanne Bienwald, die das Lektorat übernommen hat, meinem Verleger Artur Rosenstern und Frau Annelore Engel-Braunschmidt, die mit ihrem Nachwort einen Rahmen geschaffen hat, damit auch Menschen, die nicht in der Materie drinstecken, die Geschichten einordnen können.
Alles in allem also eine runde Sache. Trotz Brüche und scharfer Kanten.
Melitta L. Roth
Gesammelte Scherben
Erzählungen und literarische Miniaturen
ISBN 978 3 94 7270 101, 14 Euro
ostbooks Verlag, www.ostbooks.de
Im Buchhandel oder über den Verlag bestellbar über die ISBN Nummer.
Rezensionsexemplare gibt’s auf Anfrage bei mir oder beim ostbooks Verlag.