
Verschwiegen Leid heilt nur die Zeit.
Diesen Satz finde ich in einem dicken Band über Sprichwörter. Und stutze. Widerspricht er doch allem, was ich über dieses Thema gelernt habe.
Es hört sich so an, als ob die Zeit von selbst das heilt, was man heimlich an Leid mit sich trägt.
Kommt daher auch die Redewendung: die Zeit heilt alle Wunden?
Es wird wahrscheinlich leichter mit der Zeit.
Aber der erste Spruch meint, dass all das Verschweigen, der Ereignisse, der Verbrechen, der Opfer dazu beitragen würde, dass die seelischen Wunden besser heilen. Tun sie aber nicht. Sie schwelen im Inneren. Sogar das Gegenteil ist der Fall, nicht bearbeitetes Leid bekommt ganz seltsame Ausformungen, über Generationen hinweg. Schweigen, das haben viele in unserer und der Generation davor erfahren, macht nichts wieder gut. Da nutzt die Zeit auch nichts.
Aber bei einer kurzen Recherche merke ich, es ist nur eine falsche Übersetzung aus dem Niederländischen. Denn im Original heißt es:
Verborgen pijn, geen medicijn. – Voor verzwegen pijn is geen medicijn.
Gegen verschwiegene, gegen verborgene Pein gibt es keine Medizin. Das klingt schon logischer und ist dem näher, was ich so erlese und erfahre.
Aber das andere reimt sich halt so schön. Leid und Zeit. Da hat sich wohl jemand dem Dichten hingegeben und den Sinn verdreht. Ts.Ts.Ts.