*Vorname und Vatersname des Diktators* schleicht sich aus seiner Residenz in *schicker Vorort der Hauptstadt*. Heimlich bei Nacht. Er trägt einen Kapuzenpulli und eine dieser Camouflagejacken, wie sie von Jägern oder Anglern bevorzugt werden. Er schleicht sich aus dem Vorort, schleicht sich aus dem Gebiet, und weil die Straßen hier so schlecht sind, zockelt er weiter, tagelang, bis er nach langer Wanderung in das abgelegenste Dorf am Rande seiner Diktatur gelangt. Das letzte Stückchen legt er sogar per Boot zurück, denn Straßen gibt es hier nicht.
In dem abgelegensten Dorf mit nicht mehr als sechs Seelen, klopft er an eine Tür und verspricht den Anwohnern viel Geld, sehr viel Geld, wenn sie ihm eine der Hütten überlassen und niemandem davon erzählen. Wirklich niemandem.
Unter dem Decknamen Onkel *Diminutiv des Vornamens* lebt er dort unbehelligt bis an sein Lebensende, jagt, angelt und sammelt im Herbst Pilze.
Zwanzig Jahre später verlaufen sich Dokumentarfilmer an diesen entlegenen Ort. Sie finden asphaltierte Straßen vor, einen kleinen Landeplatz und einen Marmorspringbrunnen mit kleinen Putten in der Mitte des Dorfplatzes.
Vor einer Hütte, die wie ein venezianischer Palast in Miniatur aussieht, sitzt eine alte Frau mit schickem Pagenkopf und geraden weißen Zähnen.
Das Filmteam staunt nicht schlecht. Die Alte erklärt, sie sei bereits sieben Mal in Venedig gewesen und die Stadt habe sie so beeindruckt, dass sie Luigi, ihren Hausarchitekten, beauftragt habe, ihre eigene Hütte ein wenig aufzupeppeln.
Auf die Frage, woher der Reichtum des Dorfes komme, antwortet sie, jetzt kann ich es Ihnen ja sagen, der Gute ist schon längst von uns gegangen. Irgendwann einfach in die Wildnis raus und ist nicht wiedergekehrt. Gefunden haben sie ihn auch nicht mehr. Einfach verschwunden, unser Onkel *Diminutiv des Vornamens*. Angenehmer Mensch. Sehr ruhig, sehr tierlieb.
Der hat nur so getan, als ob, wollte sich bloß der Verantwortung entziehen. Na wenigstens sechs Seelen hatten was davon.